Die Story der Tennisschläger

Wir haben im Clubraum eine Muster – Ausstellung von geschichtsträchtigen Tennis-Rackets eingerichtet. Mit diesen spielten die erfolgreichsten Tennisspieler und -spielerinnen ihrer Zeit. Es wird deutlich, welche große Entwicklung die Rackets in den vergangenen 60 Jahren genommen haben. Ihr findet den schönen Holzschläger aus der Anfangszeit bis hin zum Hightech-Schläger von heute vor.

Dies ist uns möglich, weil wir mit Michael Graf nicht nur einen ausgewiesenen Fachmann auf diesem Gebiet, sondern auch einen leidenschaftlichen Sammler haben. Aus seinem reichen Fundus hat er uns tolle Exemplare leihweise zur Verfügung gestellt und zudem fachmännisch kommentiert. Nachstehend könnt ihr die Erläuterungen im Detail nachschlagen.

Unter Mitwirkung von Anatolij haben wir sie ihrer Bedeutung angemessen im Clubraum drapiert. Anfassen ist ausdrücklich erlaubt, aber bitte geht sorgsam damit um und hängt sie an ihren Platz zurück.

Viel Spaß beim Eintauchen in die Geschichte des Tennis(-schlägers).

Euer Vorstand

 

Schläger 1 – Der Evergreen
Schläger 2 – Das Stahlschwert
Schläger 3 – Der Elegante
Schläger 4 – The Golden Touch
Schläger 5 – Der Größte
Schläger 6 – Der Vielseitige
Schläger 7 – Everybodys Darling
Schläger 8 – Instrument des Maestro
Schläger 9 – Der Kontrollierte
Schläger 10 – Der Ausgewogene

 

  • Der_EvergreenSchläger 1: Der Evergreen – Dunlop Maxply Fort.

Dieses Racket war wahrscheinlich der meistgespielte Holzschläger, wenn nicht der meistgespielte Schläger überhaupt. Er wurde über ein halbes Jahrhundert lang von 1932-1985 (und es gab eine Sonderausgabe noch 1990) hergestellt und prägte für ganze Generationen von Tennisspielern die Vorstellung, wie ein Tennisracket aussah und spielte. Es gab ihn in verschiedenen Varianten, für Kinder, für Frauen und für Herren, in verschiedenen Gewichten und am Ende seiner Zeit auch mit Graphit bzw. Fiberglas verstärkt (Maxply Tournament bzw Maxply McEnroe).Und er war außerordentlich erfolgreich. Von den zahllosen Profis, die ihn spielten, sind die bekanntesten: Lew Hoad (u.a. Wimbledonsieger 1956), Rod Laver (er gewann seine beiden Calendar Grand Slams 1962 und 1969 mit Maxply Forts, Ilie Nastase (er spielte einen der frühesten „paint jobs“, seine Maxply Forts waren als Adidas Ilie Nastase übermalt) und John MacEnroe (ihm gelang 1982 der letzte Wimbledon Sieg mit einem Holzschläger, seinem Glasfaser verstärktem Maxply McEnroe). Aus neun verschiedenen Hölzern gefertigt, war er ein sehr attraktiver, handwerklich gut aussehender Schläger, der noch heute in Tennis Environments gerne dekoriert wird. Wie fast alle Holzschläger, hatte er einen kleinen Schlägerkopf (ca. 65 inch2), war schwer (bis zu fast 400 g), dicht besaitet (18 x 20), flexibel (flexibler als sein meist gespielter Konkurrent, der Wilson Jack Kramer Autograph) und grifflastig. Seine wichtigsten Spieleigenschaften waren hervorragende Ballkontrolle und überragender Touch.Auch für Tennisspieler heute ist es eine gute Übung, gelegentlich mit einem (neu besaiteten!) Holzschläger zu trainieren, zur Kräftigung der Arme und weil man gezwungen ist, die Schläge gut vorzubereiten, mit Körpereinsatz zu spielen und sauber mit dem vergleichsweise winzigen Sweet Spot (günstige Trefffläche in der unteren Mitte des Schlägerkopfs) zu treffen. Einige Vereine führen Turniere durch, bei denen nur mit Holzschlägern gespielt werden darf.

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  • Das StahlschwertSchläger 2: Das Stahlschwert – Wilson T 2000.

Technische Daten:
Schlägerkopf: ca 65 inch2 (wie die meisten Holzschläger)
Gewicht: schwer (gab es wie viele Holzschläger in verschiedenen Gewichtsstärken, ca. 350 – 400 g)
Balance: 34cm-ausgewogen
Steifigkeit: flexibel
Saitenbild: 18 x 18
Material: Stahl

Produktionszeitraum: 1967-1982 (entwickelt Anfang der 50er Jahre von Rene Lacoste)

Spieler*: Billie Jean King, Jimmy Connors

Geldgierig, flegelhaft, arrogant, egozentrisch, eher schmächtig, mit eng zusammen stehenden Augen, knolliger Nase und alberner „Prinz Eisenherz“ Frisur- James Scott Connors , genannt „Jimmy“ oder derogativ „Jimbo“ konnte man besonders am Anfang seiner Karriere als Mensch nur schwer mögen.
Aber wer versucht hat, mit seiner Waffe, dem Wilson T 2000 Stahlschläger zu spielen, wird Ihm seinen Respekt als Tennisspieler nicht versagen können. Schwer zu schwingen, dicht besaitet, fast rund, ungleichmäßig flexibel und mit kleinem Sweet Spot, und nur wenig steifer als ein Holzschläger, konnte man mit diesem Schläger fast nur gut vorbereitete Schläge ohne Drall sicher spielen. Einer der am wenigsten vielseitigen und schwersten zu spielenden Schläger, die je massenhaft hergestellt wurden! Trotzdem war Connors der erfolgreichste Spieler der 1970er Jahre (vor Borg) und gewann noch bis 1986 gegen die meisten Weltklasse Spieler, obwohl sie mit deutlich vielseitigeren und sehr viel leichter zu spielenden Rackets gegen Ihn antraten (z.B. Wilson Pro Staff, Head Edge, Prince Graphite und Graphite Oversize). Aufgrund seiner Erfolge probierten zahllose Spieler* dieses Racket, aber Jimbo war der Einzige, der es wirklich erfolgreich aus der Hülle ziehen und verwenden konnte. Er machte diesen Stahlschläger erfolgreicher als alle anderen Metallschläger (die meisten aus Aluminium) zusammen. Selbst King wechselte zu Graphit und vermachte Connors ihre Stahl-Ungeheuer.

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  • Der EleganteSchläger 3: Der Elegante – Head Arthur Ashe Competition.

Der Arthur Ashe Competition wurde mit und für Arthur Ashe entwickelt und kam 1969 auf den Markt. Er war einer der frühesten Experimente im Schlägerbau mit anderen Materialien als Holz und eines der erfolgreichsten: 1975 besiegte Arthur damit den hohen Favoriten Jimmy Connors und wurde erster und bis heute einziger farbiger Wimbledonsieger bei den Herren -1957 und 58 war dies schon Althea Gibson bei den Damen gelungen. Er gewann auch je einmal die Australian und US Open, also alle Slams die damals auf Gras ausgetragen wurden.
Der Arthur Ashe Competition bestand aus Fiberglas und war mit Aluminium laminiert. Er war einer der ersten Kunststoffschläger auf dem Markt und der erste, der einem Wimbledon-Sieger als Waffe diente. Der Schläger hat die damals übliche Größe von ca. 65 inch2, wie ein Holzschläger. Er war schwer, sehr flexibel und ausgewogen balanciert wie die Holzschläger, auf denen Arthur davor spielte, also sehr ähnlich wie ein Holzschläger, nur mit etwas größerem Sweetspot und etwas verbesserter Ballbeschleunigung. Durch die Kombination von großer Masse und ausgewogenem Schwunggewicht spielte sich der Schläger schwer und erforderte sehr gute Beinarbeit und einen schnörkellosen Spielstil, der einen raschen Abschluss der Punkte am Netz suchte.
Vom Design ist es eines der elegantesten Rackets, das je erzeugt wurde. Allerdings konnte sich Fiberglas beim Schlägerbau nicht durchsetzen und wurde ab Ender der 70er Jahre zunehmend vom leichteren und steiferen Carbon (Graphit) verdrängt.

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  • The Golden TouchSchläger 4. The Golden Touch – Dunlop Max 200 g.

Technische Daten:
Kopfgröße: 83 inch2
Saitenbild: 18 x 20
Gewicht: 352 g
Balance: leicht grifflastig
Steifigkeit: ca. 40 RDC (statisch sehr flexibel)
Konstruktion: fast quadratischer Querschnitt (box beam)
Material: Graphit-Nylonmischung im Spritzgussverfahren
Produktionszeitraum: 1982-1992
Berühmteste Spieler*: Stefanie Graf, John McEnroe (ab 1982)

Dem Namen nach ein Nachfolger des legendären Holzschlägers Maxply, war dieses Racket ein frühes Vollkunststoffracket, dessen Aufbau und technische Daten ihn für eine klassische Spielweise empfehlen: Eher gerade oder unterschnittene Grundlinienschläge, Netzspiel. Wie sein hölzerner Vorfahr, bietet der Max 200 g ein hohes Maß an Ballkontrolle und butterweichen Touch.
Er wurde von Dunlop in einem patentierten Spritzgussverfahren (Injection Moulding) aus einer Graphit-Nylonmischung hergestellt Dieses Verfahren ermöglichte es, Rackets herzustellen, die äußerst vibrationsarm und dynamisch steif waren, sie waren also bei langsamer Aufprallgeschwindigkeit der Tennisbälle sehr flexibel und bei schneller Aufprallgeschwindigkeit ziemlich fest. Diese beiden Eigenschaften machten die Spritzgussmodelle einzigartig und für viele Kenner bis heute unübertroffen. Als Dunlop wie die anderen europäischen Racket Hersteller die Produktion ihrer Schläger nach Asien verlegte und die einzige Fabrik, die Rackets im Injection Moulding Verfahren herstellte, in England schloss, war das Verfahren und das damit verbundene Spielgefühl Geschichte geworden.

Mit diesem Racket aus einer Graphit-Nylonmischung wurde die Ära der Holzschläger abgelöst. Das patentierte Spritzgußverfahren machte die Schläger äußerst vibrationsarm und dynamisch steif. Sie gelten unter Kennern bis heute als unübertroffen.
Dafür sprechen auch die Erfolge von Steffie Graf und John McEnroe, der diesen Schläger ab 1982 spielte.

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  • Der GrößteSchläger 5. Der Größte – Prince Original Graphite Oversize (POGOS).

Technische Daten:
Grösse: 107 Inch2 (sehr groß)
Gewicht: 330 g (schwer)
Balance: 31 cm
Besaitung: 16 x 19 (aufgrund des großen Kopfs sehr offen)
Flexibilität: ca 65 (eher steif)
Konstruktion: 19 mm constant thin boxy beam
Produktion: seit 1980
Spieler: Andre Agassi; Michael Chang, Gene Mayer, Gabriela Sabatini, Monica Seles

Ein Schläger mit größerer Schlagfläche bietet mehr Trampolineffekt und eine größere günstige Trefffläche als ein kleinerer, hat also mehr Power und Komfort, dafür weniger Kontrolle.
Ende der 1970er Jahre war ein Tennisschläger typischerweise aus Holz und hatte eine Schlagfläche von 65 inch2. War nicht einfach zu spielen, besonders beim Return. Holzschläger mit deutlich größeren Schlagflächen zu bauen war schwierig (und natürlich so… „unschnurrbarthaft“): Sie wurden entweder zu schwer oder waren wenig stabil. Erst als man mit anderen Materialien im Schlägerbau zu experimentieren begann (Metalle, besonders das leichte und preiswerte Aluminium, Fiberglas, Carbon- und Aramidfasern…) ließen sich größer flächige Rackets mit geringem Gewicht zu einem günstigen Preis herstellen.
Das erste Oversize-Racket in Kleinserie entwarf der Deutsche Kurt Klemmer, es wurde 1972 aus Epoxy-Fiberglas gebaut. 1974 gelang es der Firma Prince aus Princeton, New Jersey, ein Patent für Schläger mit einer Schlagfläche von 95-135 inch2 (größere Schlagflächen sind im Tennis bis heute nicht erlaubt) zu erhalten und durchzusetzen. Überall außer in Deutschland, wo der Fortissimo schon vor dem ersten Prince Oversize-Schläger gebaut, aber nicht als Patent beantragt worden war.
Durch dieses Patent bis 1993 geschützt, brachte Hobby-Tennisspieler Howard Head (er gründete 1950 die Weltfirma Head, verkaufte sie aber 1969, sonst wäre „Head“ der Produzent für Oversize-Rackets geworden) für den obskuren Ballmaschinen-Hersteller „Prince“ eine Reihe von Oversize-Rackets heraus, die mit US-amerikanischem Elan vermarktet wurden. Prince wurde zum größten Racketproduzenten der Welt. Anders als die später vom deutschen Ingenieur Siefried Kuebler entwickelten und ebenfalls patentierten „Widebody“ Rackets (vulgo „Granny Sticks“), die mehr Power und einen größeren Sweetspot durch größere Dicke erreichten, waren die Prince Oversizerackets zunächst sehr schlanke und damit armfreundliche und kontrollierbare Rackets mit gutem Feedback und wurde auch von Spitzensportlern* erfolgreich verwendet. Die meisten Schläger gab es in als Mid Size mit 93 Inch2 (verkauft als 90 Inch2) und Oversite mit 107 Inch2 (verkauft als 110 Inch2). Noch größere Schläger konnten sich nicht durchsetzen.
Der erste Oversize-Schläger von Prince war der „Classic“ und wurde aus Aliminium gefertigt (mit grünem Nylon-Herz und in der gleichen Fabrik wie der Head Master). Pam Shriver gewann damit überraschend die US Open 1978.
Graphite-Schläger folgten. Das erfolgreichste Oversizes-Racket wurde der „Original“, wahrscheinlich, weil es am stabilsten und schnellsten spielte (Allerdings kam später ein noch steiferer mit Boron verstärkter Rahmen mit zwei Querverstärkungen dazu und wurde auch auf der Tour verwendet). Es half auch, dass Andre Agassi mit dem „POGOS“ seine Karriere begann und auch später immer Oversize-Rackets spielte, die bis auf Experimente beim Besaitungsmuster dem ursprünglichen Prince-Racket sehr ähnlich waren. Der „Original Graphite“ war seinerzeit 2-3 mal so teuer wie die Graphitschläger der Konkurrenz, fand aber dennoch schnell weite Verbreitung. Der Rahmen wird immer noch alle paar Jahre mehr oder weniger verändert von Prince herausgebracht und ist von allen klassischen Schlägern der 1980er Jahre der am einfachsten zu spielende. Es gab auch eine kleinere 93 Inch2 Variante mit ultraoffenem 14 x 18 Besaitungsmuster, der seinerseits ebenfalls ein Klassiker mit großen sportlichen Erfolgen wurde.
Als Topspin-Schläger hat spätestens der „Pure Drive“ von Babolat und seine diversen Clone das Konzept beerdigt. Topspin-Rackets sind heute typischerweise leichter, steifer und dicker, aber haben nicht mehr so eine große Schlagfläche. Also Oversize UND Widebody! Für Schläge mit starkem Handgelenkseinsatz sind die alten Oversize – Rackets zu unhandlich/schwerfällig.

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  • Der VielseitigeSchläger 6. Der Vielseitige – Wilson Pro Staff Mid.

Technische Daten:
Kopfgröße: 85 inch2 (klein)
Gewicht: 340 g (schwer)
Balance: 30,5 cm (sehr grifflastig)
Besaitung: 16 x 18 (offen)
Steifigkeit: ca. 62 RA (mittelsteif)
Konstruktion: Box Beam 17 mm (ultradünn mit quadratischem Querschnitt), 80 % Graphit mit 20 % Kevlar geflochten

Produktionszeitraum: 1984-2000, 2011 (Reissue)

Spieler:
Jimmy Connors (insbesondere für ihn wurde er Schläger ursprünglich entwickelt, er blieb aber dann doch lieber bei seinem gewohnten Stahlracket T 2000), Pete Sampras, Stefan Edberg, Jim Courier, Roger Federer (begann seine Karriere als Serve- and Volleyspieler in der Nachfolge von Pete Sampras mit diesem Racket und spielte bis 2013 ein fast identisches Modell mit etwas größerem Kopf von 90 inch2), Chris Evert, Manuela Maleeva, Mary Pierce, Steffi Graf (spielte am Ende ihrer Carriere einen Pro Staff Mid 18 x 20 unter einem Paint Job)…

Geeignet für: Offensive und fortgeschrittene All Courter, die häufig ans Netz gehen, schnelle Beläge

Zur Markteinführung 1984 war der 85er/ Midsize Pro Staff weder der erste Kunststoffschläger von Wilson (Ultra, Sting und Javelin kamen früher auf den Markt) noch der erste seines Konstruktionstyps ( das war der 110er) und auch seinen Namen hatte er von einem alten Wilson Modell (dem Jack Kramer Pro Staff Holzschläger) übernommen. Aber er war sowohl unter den Profis als auch bei den Clubspielern erfolgreicher als alle anderen Wilson Schläger der 1980er Jahre zusammen. Er wird leicht verändert bis heute (Grigor Dimitrov, mit 93er Kopf und 18 x 17 Saitenbild) auf der ATP Tour verwendet. Roger Federer feierte seine größten Erfolge mit einem nur leicht veränderten Schläger (90er Kopf und zusätzliche 19. Quersaite) in den 2000er Jahren. Er spielte also quasi mit einem 80er Jahre Schläger! Der aktuelle Pro Staff 97 von R oger Federer hat noch die gleiche mit Kevlar verstärkte und geflochtene Konstruktionsweise und den berühmten Namen, ist aber sonst eher einem Head Radical der ersten Generationen (Schlägerform) oder einem Pro Staff Classic (Steifigkeit) mit 16 x 19 Saitenbild vergleichbar.
Der Pro Staff Mid ist vielleicht der vielseitigste Schläger, der jemals hergestellt wurde: 1984 war ein 85er Kopf groß , eine Steifigkeit von – je nach Ausgabe – teilweise deutlich über 60 RA vergleichsweise hart und das 16 x 18 Saitenbild sehr offen. Mit dem damals üblichen Darmbesaitung lieferte er reichlich Power und Spin für Aufschlag und Grundlinienspiel. Gleichwohl war auch der Touch (vibrationsarm durch die Konstruktion und ultradünn wie die meist viel kleineren Holzschläger) und die Kontrolle (340 g schwer, aber gut zu bewegen durch die Grifflastigkeit) fürs Netzspiel sehr gut. Deshalb waren mit diesem Racket sowohl Grundlinienspieler* wie Evert und Courier als auch Serve and Volleyer wie Edberg äußerst erfolgreich. Am glanzvollsten jedoch wurde der Rahmen in den Händen derjenigen, die von der Grundlinie stark spielten, aber auch regelmäßig ans Netz kamen: Pete Sampras (mehr Netz) und Roger Federer (mehr Grundlinie).

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  • Everybody’s DarlingSchläger 7. Everybody’s Darling – Wilson Pro Staff Classic.

Technische Daten:
Kopfgröße: 95 inch2
Gewicht: 340 g (schwer)
Balance: 30,5 cm (sehr grifflastig)
Besaitung: 18 x 20 (dicht) und 16 x 16 (offen)
Steifigkeit: über 70 RA (sehr steif, v.a. in der populäreren 18 x 20 Variante)
Konstruktion: 80% Graphit und 20 % Kevlar geflochten, gerundeter Querschnitt von konstant 21 mm Stärke

Produktionszeitraum: 1991- heute (leicht modifiziert als 6.1.95 in verschiedenen Versionen)

Spieler*: Stefan Edberg war der wichtigste Endorser (Werbegesicht), spielte aber tatsächlich den Pro Staff Mid; , Juan Martin Del Potro (Sieger US Open 2009 und Davis Cup 2016), Gaston Gaudio (Sieger Roland Garros), Mahesh Bhupati (15 GS im Doppel,und Garros 2004), Mardy Fish, Tim Henman, Denis Shapovalov (mittlerweile Vonex Vcore), Daniil Medvedev und Andrej Rublev (mittlerweile Head Gravity), Roberto Bautista Agut, Daniel Evans, …
Todd Woodbridge (22 GS im Doppel), Mark Woodforde (17 GS im Doppel), Daniel Nestor (einer der besten Doppelspieler aller Zeiten, 12 Grand Slam Siege), Mahesh Bhupati (12 GS im Doppel), Maksim Mirnyi (10 GS im Doppel), Jonas Björkman (9 GS im Doppel), Bruno Soares (4 GS im Doppel),…
Nicolas Kiefer, Philipp Kohlschreiber (beide viele Jahre lang die besten deutschen Tennisspieler)…

Geeignet für: Offensives Grundlinienspiel mit regelmässigem Netzspiel, eher für schnelle Beläge und gerade Schläge, v.a. in der 16 x 18 Version aber auch für Topspin-Spiel auf Ziegelmehl (Sand).
Dieses Racket hieß tatsächlich schon zu seiner Markteinführung 1991 so und erfüllte die Erwartungen reichlich. Bis heute ist es einer der von professionellen Tennisspielern* am meisten verwendeten Rahmen, insbesondere im Herren-Doppel. Er behielt Farbschema, Gewicht, Balance und Materialmix der ersten Pro Staff Se Tim Henmanrie und verband sie mit einem dickeren und gerundeten Profil für einen größeren Sweet Spot und mehr Power. Er wurde nur in der mittleren der ursprünglich drei Größen, 95 inch2 hergestellt. Dafür gab es eine längere Version für mehr Power, v.a. für Beidhänder. Das Resultat war ein sehr stabiler Schläger mit reichlich Power und trotzdem gutem Feedback und Kontrolle. Er machte es also im Vergleich zum ursprünglichen Schläger etwas leichter von der Grundlinie und etwas schwerer am Netz. Interessanterweise blieben die erfolgreichsten Wilson-Vertragsspieler der 1990er Jahre Sampras, Edberg und Courier beim mittlerweile eigentlich veraltetem Pro Staff Mid. Wie viele Profis vor und nach ihnen, bewiesen sie, dass es leichter ist, mit einem veraltetem, aber vertrautem Racket erfolgreich zu sein als mit dem modernsten.

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  • Das Instrument des MaestroSchläger 8. Das Instrument des Maestro – Wilson 6.1 tour.

Technische Daten:
Kopfgrösse: 90 inch2
Saitenbild: 16 x 19
Gewicht: 340 g
Balance: 30,5 cm (sehr grifflastig)
Schwunggewicht: 330
Steifigkeit 66 ra (steif)

Konstruktion: 17 mm flat box beam (äußerst dünner quadratischer Querschnitt mit konstanter form und dicke, wie bei einem Holzschläger), geflochten aus 80 % carbon und 20 % Kevlar
Vorteile: sehr stabil, hervorragendes Feedback, große Präzision und Vielseitigkeit
Nachteile: vergleichsweise wenig power, kleiner Sweetspot,
Eignung: wettkampfmäßig im Wesentlichen für Roger selbst, und nur auf schnellen Belägen; Schläger ist in Topspin-Rallies schwer zu spielen, besonders auf der Rückhandseite.
Dieser Schläger (pj) ist eine Weiterentwicklung des wilson pro staff 85: gleiche Konstruktion, Gewicht und Balance, aber 5 inch2 vergrößerte Schlagfläche mit einer zusätzlichen 19. Quersaite.
Dieses Racket wurde für Röger Federer entwickelt, der seine profi-karriere mit dem pro staff 85 begonnen hatte, um sein Grundlinienspiel zu verbessern (größerer Sweetspot für mehr power und spin). Er hat es unter verschiedenen paint jobs bis 2013 verwendet. Die hier gezeigte Variante (pj) in schweizerischem rot-weiß statt des traditionellen pro-staff-mattschwarz, das aber noch im inneren des Rahmens zu sehen ist, ist das dritte Modell dieses Rackets. Röger Federer nutzte es zu seiner dominantesten zeit von 2004 bis 2006. Mittlerweile wird von Wilton kein box beam racket mehr hergestellt. Ein ähnliches Racket mit 18 x 17 Saitenbild und 93 inch2 Kopf wird aktuell noch von Grigor Dimitroff gespielt.

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  • Der KontrollierteSchläger 9. Der Kontrollierte – Head Prestige Classic.

Technische Daten:
Kopf: 93 inch2 (tatsächlich 89,5 inch2)
Gewicht: 330 g (schwer)
Balance: 31 cm (grifflastig)
Besaitung: 18 x 20 (sehr dicht)
Flexibilität: ca 60 RA (ziemlich flexibel)
Konstruktion: Aramid verstärkt (Twaron), rechteckiger Querschnitt, konstant 19 mm stark (dünn)
Produktion: 1989 -94, (für Profis bis heute), Nachfolger bis 2013
Spieler: Marat Safin, Mark Philippoussis, Goran Ivanisevic, Alberto Berasategui, Emilio Sanchez, Robin Haase, Mark Knowles…die meisten Head Spieler* der 1990er Jahre wechselten allerdings zum Pro Tour, als er herauskam.
Geeignet für: Offensive klassische Spielweise mit wenig Spin und starkem Zug zum Netz, kräftige Spieler mit erstklassiger Technik

Anders als viele sehr erfolgreiche Rackets, die zu Ihrer Markteinführung etwas ganz Neues und Ungewöhnliches waren, ist der Prestige Classic einer von vielen Head Rahmen mit sehr ähnlichen Spezifikationen. Also ein evolutionärer, kein revolutionärer Schläger. Wahrscheinlich hat er sich unter den meist eher flexiblen Kontrollrahmen dieses Herstellers auf der ATP Tour durchgesetzt, weil er seinerzeit der steifste Rahmen dieses Typs war und somit die beste Ballbeschleunigung bot. Seine ausfallende Rot-Metallic-Lackierung hat sicher auch geholfen – wenige Rackets sehen auf einem Sandplatz so gut aus wie ein alter Head Prestige Classic! Der Prestige Mid Classic ist der Inbegriff eines Kontrollschlägers: Kleiner Kopf und kleiner Sweet Spot, dicht besaitet, gleichmäßige Flexibilität, hervorragend direktes Feedback. Unter vielen ähnlichen Rackets hat er sich als der erfolgreichste herauskristallisiert – bis 1994 der pro Tour herauskam- dann wechselten die meisten Head-Vertragsspieler zu diesem Rahmen.

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  • Der AusgewogeneSchläger 10. Der Ausgewogene – Head Pro Tour.

Technische Daten:
Kopf: 98 inch2 (tatsächlich eher 95 inch2) (eher klein)
Gewicht: 340 g (schwer)
Balance: 31 cm (grifflastig)
Saitenbild: 18 x 20
Flexibilität: 58 RA (ziemlich flexibel)
Konstruktion: Aramidverstärkter Rahmen (mit Twaron, ähnlich Kevlar) mit rechteckigem Querschnitt von konstant 20 mm Dicke mit offenem Schlägerherz
Produktionszeitraum: 1994-heute (1994-97 als Pro Tour, ab 2001 leicht verändert als Prestige Midplus, Reissue 2020 ohne Twaron)
Geeignet für: Allrounder

Spieler: Thomas Muster (mit und für ihn wurde der Rahmen entwickelt, Gustavo „Guga“ Kuerten, Andrew „Andy“Murray (mit 16 x 19 Saitenbild), Thomas „Tommy“ Haas, Florian Mayer, Ernests Gulbis, Pablo Cuevas, Carlos Berloq, Robin Söderling, Gilles Simon, Thomas Enqvist, Fabrice Santoro, Arnaud Clement, Kevin Anderson, Amelie Mauresmo, Patty Schnyder…

In vielen Modellreihen von Tennis Rackets heißen die schwersten und anspruchsvollsten Modelle entweder „Pro“ oder „Tour“. Dieses Racket heißt beides und ist tatsächlich neben dem Pro Staff Classic/ 6.1.95 der meistgenutzte Rahmen auf der ATP Tour.
Er wurde Anfang der 1990er Jahre von und für Thomas Muster entwickelt. 1997 überraschend vom Markt genommen und wird seitdem nur noch für Head Vertragsprofis hergestellt. Für die Öffentlichkeit gibt es seit 2001 den etwas steiferen Prestige Midplus zu kaufen. Seine grundlegenden Spezifikationen (95er Kopf, 18 x 20 Saitenbild, 20 mm Stärke) sind (mit kleinen Abweichungen) zum Standard für Kontrollschläger aller Hersteller geworden, sein Touch ist von modernen Schlägern unerreicht.
Der Head Pro Tour und seine Nachfolger Prestige Midplus sind neben dem Wilson Pro Staff Classic und seinen Nachfolgern 6.1.95 die auf der ATP Tour am meisten gespielten Rahmen, bis heute! Beide Rahmenfamilien spielen sehr kontrolliert und stabil, die Heads mit besserem Touch, die Wilsons etwas schneller.
Seit dem großen Erfolg von Babolat mit dem Pure Drive versuchen alle Hersteller sich in harten, großen und dicken Power-und Spinrahmen. Stand Januar 2022 spielen nur 2 der Top 20 ATP Spieler (Nadal und Berrettini) solche Rahmen, obwohl mittlerweile wieder viele junge Spieler ganz oben mitspielen. Auf der WTA Tour sieht es allerdings ganz anders aus.

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